28.November 2009 - welcher "normale" Mensch, setzt sich an solch einem Datum ans Wasser, und versucht tatsächlich stundenlang noch eine Monster-Rotfeder aus der kristallklaren, lebenden aber saukalten Flüssigkeit, zu fangen? OK, die sogenannten "Normalen" sind vorerst ausgeschieden. Dann gibts aber noch die Besessenen, die es bei derartigen Wetterbedingungen keinesfalls zu Hause aushalten, aber trotz der Realität der bösen Wassertemperaturen versuchen, der Natur ein Bein zu stellen. Mit 7m Bolognese und feinstem Geschirr.
Obwohl ich getüftelt, taktiert, Montagen u. Bebleiung verändert, jeden anwerfbaren Spot, jede mögliche Wasserschicht bis zu einer Tiefe von 7 Metern abgefischt, und 6 Stunden nicht nachgelassen habe, bin ich nicht belohnt worden. Ausser ein paar äußerst zaghaften Zupfern konnte ich in der ganzen Zeit keinerlei Aktivitäten am Köder verbuchen, habe stundenlang den Schwimmer auf der spiegelglatten Wasseroberfläche fixiert, um am Schluss schon mit 18er Mustad und einer einzelnen Made auf das Miniatur-Rotauge zu hoffen. No Trikot - ka Leiberl.
Nichts desto Trotz, auch wenn ich heute abgebissen habe, möchte ich euch eine meiner "sonst fängigen" Wintermischungen vorstellen, die zur eisigen Jahreszeit schon sehr gut Fisch gebracht hat, und diese dann auch relativ gut zu halten waren. Grundsätzlich sagt man, daß im Winter, bei extrem klarem Wasser, sehr dunkles Futter zu bevorzugen ist, da helles Futter am Grund die Weissfische eher abschreckt, weil sie während dem Fressen einen zu starken Kontrast zum Futterteppich bilden. Dann dürften sich aber Rotauge und Konsorten bei klaren Bedingungen, nie über Sand oder Schotter aufhalten und dort fressen, welche These mir aber äußerst gewagt vorkommt. Egal. Ich bin nämlich der Meinung, daß man genausogut, wenn nicht noch besser, mit einer eher neutralen "Helligkeit" des Futters fängt. Für einen mehrstündigen Tagesansitz um diese Jahreszeit benötige ich grundsätzlich nicht mehr wie rund 2,5 kg feine Sensas-Angriffsmischung, welche sich oftmals bei mir um folgende Kombination handelt:1kg 3000er Gros Gardon, 1kg 3000er Farine Competition Pastonchino (gelb), etwa 60-70gr Additive Attractive Breme und ca. 20-30gr 3000er Farine Competition Koriander.

Dann nur mehr langsam, aber kontinuierlich anfeuchten, einen eher geringen Lebendköderanteil hinzufügen, und ein paar faustgroße Ballen formen. Zwei , drei gröbere Kugeln vor dem Fischen auf den Spot, und während dem Angeln nur mehr tischtennisballgroße Bälle nachfüttern, um so die Fische nicht zu übersättigen, aber am Platz zu halten.






Theoretisch ist das so. Und praktisch hat es auch schon oftmals geklappt. Nur leider nützt Einem das gar Nichts, wenn sich keine Fische im anfischbaren Bereich aufhalten, welches wohl die für mich einleuchtenste Erklärung für diesen erfolglosen Ansitz darstellt. Was wäre aber gewesen, wenn ich mit Pinkies oder Zuckmückenlarven angegriffen hätte? Verdammt. Hauptsache ich war an der frischen Luft...tight lines
Sludge



...und dann brach die Biss-Orgie herein. Ja, das waren sie wohl. Die letzten Nächte am Ufer im Jahre 2009. Und wie es die Tradition so will, wurden die natürlich am Hauswasserl verbracht. Nachdem der Horstman auch unter der Woche fleissig gefüttert hatte, und die Wetterbedingungen um diese Jahreszeit, alles andere als schlecht einzuordnen waren, kam es so, wie wir es wohl nicht für möglich gehalten hätten. Denn von Freitag bis Sonntag bekamen wir zu dritt ( obwohl der Tom erst am Samstag zu uns gestossen war ), sage und schreibe 20! unglaubliche Bisse, von denen wir 18 verwerten können. 20 Bisse in nicht mal 48 Stunden - und das Ende November bei einer Wassertemperatur von 7°C.



Der einzige, vielleicht nicht unmittelbar bittere Nachgeschmack, ist die Tatsache, daß von den 18 gelandeten Fischen, nur ein Einziger die magische 10 Kilo Grenze überschritten hatte, und bereits der 2te Gelbe der Session war. Leider kamen wir, an die von Horst vorgelegten 11,40kg nicht mehr heran, was aber aber keinesfalls die Erkenntnis schmälerte, daß wir scheinbar alles richtig gemacht hatten. Selbst an einem Gewässer, das mit Sicherheit nicht in die "Hardcore-Kategorie" einzuordnen ist, muss man erstmal so einen Lauf haben. Viel besser kann es eigentlich nicht mehr funktionieren. Wirklich der Hammer.



Man kann sich beschweren und raunzen, was man will, doch langsam aber sicher, neigt sich die Saison dem Ende zu. Der eine oder andere Tagesansitz wird mit Sicherheit noch drinnen sein; zumindest so lange bis uns die Aussentemperaturen den finalen Schlusstrich unter die Rechnung ziehen, und die Gewässeroberflächen, vom Flüssigen in den festen Zustand mutieren. Möge uns diese physikalische Misere vielleicht diesen Winter erspart bleiben, wobei das wohl einen äußerst gewagten Wunsch darstellt. Doch wie wir alle wissen, ist es die Hoffnung, die zuletzt stirbt.


tight lines


Was war das nur für ein Wochenende gewesen. Hätte man mir vorher gesagt, daß es so kommt, wäre ich vermutlich in schallendes Gelächter ausgebrochen. Aber genau so kam es. Endlich war wieder der Freitag erreicht, und so saß ich in der Arbeit zählte die letzten Stunden und Minuten. In meinem Geiste wurde bereits gefüttert, fuhr ich schon die Montagen aus, stand mit krummer Rute im Boot, und freute mich über gigantischen Fänge. Und die Zeichen standen meines Erachtens gut. Sehr gut sogar. Hatte doch mein Angelkumpane Tom, der mich zu der Session an diesem Gewässer eingeladen hat, und bereits seit gestern vor Ort auf Karpfenjagd war, schon mächtig in der Nacht auf heute, zugeschlagen. Die Fische waren trotz 8°C Wassertemperatur also noch äußerst aktiv, was wirklich Hoffnung machte, und Zuversicht gab. Da konnte was gehen.
Dann war es soweit. Jetzt mit dem Bike heim, Ruten und den restlichen Teil der Ausrüstung ins Auto packen ( der Großteil wurde natürlich schon in der Früh verladen…logisch, oder? um die Sekunden wär es gegangen…;), und dann gings ab wie die Post, ans etwa 40km entfernt gelegene Augewässer, in dem die dicken, großen alten Karpfen nur darauf warteten, von mir gefangen zu werden. So hab ich´s mir jedenfalls die ganze Zeit herbei gewünscht. Aber ich hatte dieses Jahr schon öfter diese Art von Wünschen gehabt. Eigentlich vor jedem Ansitz. An jedem Gewässer, dass ich dieses Jahr befischt habe. Und ich hatte 2009 schon so viel Pech beim Angeln genießen dürfen. Gemeine Blanks.Böse Aussteiger. Abrisse. Wetteralpträume. Pffff. Nicht nachdenken. Irgendwann muss ich doch auch mal Glück haben. Einmal nur dieses Jahr. Bitte.
Ich brauch kein Übermonster, keinen Lebensfisch. Nur Einen über 15kg …NEEEIIIN ! da war sie nun wieder diese Zahl, obwohl ich mich ja vom Gewichtsdruck sooo befreit gefühlt habe. Verdammte 15 Kilogramm. Das muss doch möglich sein.
Vor Ort wurde ich von Tom empfangen, und als sich die Schottergrube mit ihrem farbenprächtigen Ufersaum vor mir auftat, war es wieder mal Gewissheit. Da konnte man sagen was man wollte; der Spätherbst war einfach die schönste Zeit am Wasser, auch wenn es durch die äußeren Bedingungen meist beschwerlicher, als im Frühjahr oder Sommer war. Aber das nahm man doch gerne in Kauf, wenn man bedachte, dass der Herbst ja die vielzitierte „Big Fish-Zeit“ war, und gerade so spät im Jahr die gute Chance auf einen Dicken, besser denn je wäre. Hmm. Bei mir war es leider noch in keinem Jahr so. Niemals.
Doch was dann in den nächsten 48 Stunden geschah, ist eigentlich mit Worten kaum zu beschreiben, und darum werde ich diesmal hier in erster Linie, die Bilder wirken lassen. Eine Achterbahn der Gefühle, die es aber verdient, genauer erzählt zu werden. Kann ich diese Geschichte, auch nur annähernd so wie ich sie erlebt habe, auf reales oder virtuelles Papier bringen, wird sie mit Sicherheit demnächst zu lesen sein.


Ich fange den ersten 20+ Spiegler in meinem Leben. Unpackbar...


Und damit nicht genug, kann ich in der Nacht noch einen 17,10er nachlegen. Die mit Abstand zwei größten Fische meiner Saison 2009, innerhalb weniger Stunden. Muahahah. Es lief, nach bösen Niederlagen, endlich mal wie am Schnürchen.

Mein besonders herzlicher Dank geht diesmal an den Tom, der mir diese Chance erst ermöglicht hat, und an den Karpfengott, der mich die Chancen verwerten ließ, und mir solche Prachtexemplare servierte. BIG THX Amgos !