Montag, 26. April 2010

Das Glück des Tüchtigen???

Wie ich diesen Spruch hasse!!!
Sollte nur ein Funken Wahrheit in dieser dämlichen Weisheit stecken, müsste ich heuer schon Unmengen an fetten Karpfen auf der Habenseite verbuchen können!
Insgesamt 14 Tage und Nächte habe ich jetzt schon an meinem Hauswasserl verbracht, die traurige Bilanz- 3 Brachsen, eine Karausche und ein paar Hechten!Wo ist es jetzt, das Glück des Tüchtigen, drauf geschissen!
Nun gut, das Wetter hat uns heuer gehörig mitgespielt, Samstag lag die Wassertemperatur in 2 Metern noch bei 10 Grad, aber ich spreche hier von einem
4 Hektar Tümpel mit ca. 70 Karpfen, so schwer hätt sich das der kleine Schurli nicht vorgestellt!Das Frühjahr wurde genützt um einen massiven Futtervorrat anzulegen, die präzisesten Taktiken auszuhecken, Tackle zu ergänzen und darauf zu warten das es endlich losgeht.Aber was solls, da hilft kein raunzen und eigentlich ist es ja das was mein Ego braucht- nur nicht zu einfach!
Versucht habe ich fast alles, verschiedenste Plätze wurden befischt und auch ausgefallene Köder kamen zum Einsatz, nichts half, so musste halt aufs eigene Wohl geschaut werden!Trotz allem, bis auf die ausbleibenden Karpfen, waren es erholsame, ruhige Tage an einem herrlichen Wasser, das sicher bald aus dem Winterschlaf erwachen wird,
und eines ist sicher- ICH WERDE DA SEIN UND DANN BRAUCHE ICH KEIN GLÜCK!

LG Schurl

Donnerstag, 22. April 2010

Vulkanstaub & Erlösung!

Jetzt ist sie da. Die Apokalypse. Ich habs euch gesagt. Das wären meine Worte gewesen, als ich das erste Mal von der Luftraumsperre über der britischen Insel gehört habe. Monster-Vulkanausbruch in Island...der unbeschreibliche Mengen an Staub in den Himmel bläst, und früher oder später die Sonne verdunkeln wird. Flüge werden gestrichen. Hunderte, ja tausende Passagiere und Tonnen von Fracht sitzen fest. Nichts geht mehr. Auch in Deutschland, unserem Nachbar werden bereits die ersten Flughäfen gesperrt. Die Todeswolke wird früher oder später auch uns erreichen. Und der Vulkan gibt weiter Gas. Ich sehe bereits das Klima verändert, und die nächste Eiszeit heranrücken. Genau. So sind sicher auch die Dinosaurier ausgestorben. HundertPro. Aber muss das genau in meinem Lebens-Funken von vielleicht 80 Jahren, gemessen an der Ewigkeit des Erdzeitalter passieren? Na genau. Andererseits...es beschleicht mich ein seltsames Gefühl des mentalen Händereibens und ich kann meiner Braut am Abend, während dem Tacklepacken, mit einem breiten Grinser bereits Länderein versprechen: "Du Isa, jetzt wo die Welt untergeht, kannst du froh sein mit so einem Narren, Semi-Trapper und Fallensteller wie mir, zusammen zu sein. Jetzt kummt mei Zeit. Die Zeit derer, die sich nicht davor fürchten, in der freien Wildbahn ihre Nahrung zu besorgen. Egal wie. Die Zeit der Buschmenschen und Gnadenlosen. Und ich werde gut sein..."Nachdem sie mittlerweile auch unseren Flugraum gesperrt hatten, es kristallklar war, daß nun das Ende des Europas wie wir es kennen, vor der Tür stand und sich schwerste Ratlosigkeit der Menschheit von den Medien abinterpretieren ließ, genoss ich meinen baldigen Aufstieg in der Hierarchie der Beute-Schemata. Am Wasser. Wo sonst. Die Fische würden nun nach all den trostlosen Tagen, dank Regen und Vulkanstaubkonzentration wissen, daß das Ende nahe war und nun zum letzten Abendmahl heranschreiten. Jetzt war die Chance. Die musste man nutzen.
Und ich war bereit.Samstag, 9 Stunden später muss ich Resumee ziehen. Ausser 3 wirklich guten Rotfedern am feinen Geschirr vormittags, keinerlei Sensationen. Super Wetter. Die Sonne schien vom Himmel, ein leichter Wind strich durch mein Haar und die Vögelchen zwitscherten fröhlich in den Weltuntergang hinein. Und kein Flugzeug war am Himmel auszumachen. In der Einflugsschneise von Schwechat eine Rarität. Die Ruhe vor dem Sturm sicherlich. Scheiss Vulkanstaub. Abermals keinerlei Aktivität an den Karpfenködern. Wo waren die alle seit Wochen? Oder haben sie bereits viel früher als wir festgestellt, daß nun die Zeit der Abrechnung gekommen war, deshalb entschieden nichts mehr einzuschneiden, da es ja ohnehin sinnlos war sich unnötig bei der Nahrungssuche anzustrengen, wenn man wusste, daß man bald im Eis eingefroren war? Sicher wussten die das schon früher. Ich erinnere an meine November-Session vom letzten Jahr, wo bereits die ersten Anzeichen zu spüren waren...Na geeeeeeeeeh. Sicherheitshalber füttere ich noch ein gutes Kilo Kugeln an meinen bevorzugten April-Spot, bevor ich mit einem lachendem und einem weinenden Auge mein Tackle retour ins Auto packe. Morgen würde ich wieder kommen. Wer weiß, wie lange wir hier in Österreich noch fischen können? Bei Tageshöchstemperaturen von -20°C, 12 Monate im Jahr, wird das nicht einfach werden. Und ich kam wieder. Sonntag. Nicht mit Matchrute rumspielen und auf die Urgroßmutter der Rotfedern hoffen. Nein. Konzentration auf Kamerad Rüsselschwein. Nur. Am Wasser angekommen, empfingen mich sogleich die Raubschergen der Lüfte, die vermutlich nach der letzten Maus oder Ratte Auschau hielten, um sich für ihren Flug in den Süden zu stärken. Da war ja bald Sendepause...Und heute war alles anders. Dichte Wolkendecke und brutaler Ostwind, der mir logischerweise am Westufer feinstens in die Fresse blies. Ohne Übertreibung, äusserst unangenehm. Während ich gestern mit T-Shirt und Sonnenbrille lässig am Ufer gesessen bin und den weissroten Freunden nachgestellt habe, musste ich heute mit Winterjacke und Haube in die Schlacht ziehen.Das Ende war nah. Man konnte es förmlich riechen. Einerseits schade irgendwie, andererseits ... ;). Trotzdem hätte ich vorm Untergang noch einen feinen Rüssler gefangen. Bloss so. So einen Vulkanstaub-Fisch, mit dessen vergilbten Foto man dann nach veilen Jahren irgendwo unter einer verschneiten Brücke bei den anderen Überlebenden reinfetzen kann. Wenn man neben der brennenden Öltonne zittrig, mit vernarbten, gebrauchten Fingern in die Manteltasche greift und mit feuchten Augen das kleine Stück Papier stolz hervorzaubern kann. Das war er. Der letzte Fisch, den ich vor "der Umstellung" gefangen habe. Jaaa, Kinder der neuen Eiszeit. So haben Fische ausgesehen. 11:30 und ein dezenter Pieper holt mich aus meiner Vision. Uhh. Der Swinger der linken Rute ist um ungefähr 5cm gefallen. Ich starre auf den visuellen Anzeiger. 15 Sekunden vergehen. Das wars. Scheisse. Sicher nur Schnurschwimmer oder Weisser. Und im selben Augenblick läuft die Mühle ab, als wenn es kein Morgen gäbe. Was für ein treffender Vergleich in unserer Situation. Seltsamerweise bin ich überhaupt nicht nervös beim Herstellen des Kontaktes, obwohl mir bewusst sein müsste, daß dies der letzte Biss meines Lebens sein konnte. Egal. Alles läuft wie am Schnürchen. Und dann habe ich ihn. Meinen Vulkanstaubfisch. Jawohl.
Allerfeinste Schuppenware...danke für diese Erlösung.Jetzt konnte er kommen, der Untergang Europas. Ich war befriedigt. Wenig später bestätigten die nächsten kapitalen Boten der Apokalypse alle Vermutungen bezüglich der drohenenden Vernichtung. So ähnlich wie mit den 10 Plagen im 2ten Buch Mose des Alten Testaments. Meloe proscarabeus / Schwarzblauer Ölkäfer. Und ein wahres Monster.So ein Weltuntergang ist eigentlich wie ein Lottosechser. Das Schwein muss man mal haben, sowas mitzuerleben. Wer kann das schon behaupten? Na, da werden sie jetzt schön schauen, die Geld, Karriere-u. Machtgierigen, die soviel Unheil über unseren Planeten gebracht haben. Was ihnen das alles nutzt, wenns wieder aufs Wesentliche ankommt. Wie hat Wolfgang Pekny so passend erwähnt: Bald werden wir alle nicht mehr ruhig schlafen können. Die Einen, weil sie Hunger haben, die Anderen, weil sie vor den Hungernden Angst haben.
Und plötzlich läuft die Leine zum zweiten Mal von der Rolle. Jooooooooooooo. Vulkanstaubfisch und Hölleneintrittskarte Nummer 2. Der Sludge ist bereit für den Übertritt...Hehehe. So konnte man ein wenig später, äusserst gut gelaunt, den Heimweg antreten und das Wochenende höchst befriedigt mental abschliessen. Morgen war Montag. Normalerweise nicht gerade der Tag unter der Woche auf den man sich am meisten freute. Arbeitsbeginn. Aber in Anbetracht der Tatsache, daß demnächst sowieso kein Überlebender der schleichenden Katastrophe einer normalen Arbeit nachgehen wird, war der Wochenbeginn diesmal halb so schlimm. Vielleicht wars ja ohnehin der Letzte...
Und sollte wider Erwarten, der Untergang Europas doch nicht eintreten, hab ich zumindest 2 Wasserschweine mehr am Konto ;)
tight lines
Sludge