Samstag, 18. September 2010

14.00 Uhr, Alte Donau. Nach stundenlangen Werfen hat mich schon der Mut verlassen und ich denke nur noch ans Zusammenpacken und will Nachhause. Trotz saugeilen Wetter hab ich keine Lust mehr noch einen Wurf zu machen. Die Sonne hat noch viel Kraft und mir ist heiss. Kein Luftzug bewegt das Boot, ich stehe am Heck und beobachte kleine Lauben. Die Pol-Brille lässt mich etwas mehr erkennen und ich sehe wie die kleinen auseinander getrieben werden.



Bingo, ein Räuber ist am Werk und schnell ist meine Stimmung wieder besser und der Gufi im Wasser. Langsam wird er über's Kraut gezogen und an der Krautkante lasse ich ihn absinken. Ein kurzer Ruck und der Hecht hat den Kopyto inhaliert. Kurzer Drill und am anderen Ende der Rute zappelt ein etwa 60cm grosser (kleiner) Hecht, der auch gleich bei der Bootskante wieder aussteigt. Mist, dachte ich. Typisch für diese Saison, keine Bisse und die, die Beissen, hebeln sich aus. Wenn er noch im Jagdfieber ist hab ich noch eine Chance ihn dran zu bekommen und so warf ich den Gummifisch wieder in Richtung der Kante, und wieder schnappte sich der kleine den Gufi. Und auch dieses mal, trotz Anschlags, konnte er sich nach kurzer heftiger Gegenwehr befreien. Mann, das gibt's doch nicht. Völlig entmutigt lies ich mich etwas weiter weg Treiben und beschloss die letzten Würfe zu wagen bevor ich mich auf dem Heimweg machte. Nach einigen Minuten kurbelte ich den Gufi langsam zum Boot und da kam aus dem Nichts ein Torpedo unter dem Boot her vor geschossen und die Bremse heulte laut auf. Völlig überrascht setzte ich einen Anhieb und der Esox lieferte mir einen aussergewöhnlichen Drill. Immer wieder gelangen ihm heftige Fluchten Richtung Kraut. Wir waren aber schon zu weit weg als das er es erreichen konnte und so lies ich die Bremse etwas nach damit er sich auspowern konnte. Nach einigen Minuten der Gegenwehr musste er vor meinem Kescher kapitulieren und ich war heilfroh das ich ihn Landen konnte. Er brachte geschätzte 8 Kilo auf die Wage, die leider versagte weil die Batterie zu schwach war um ein genaues Ablesen zu gewährleisten. Nach dem Messen stand fest das er 93cm Lang war und ich meinen Grössten Hecht dieses Jahr verzeichnen konnte. Nach der Fotosasion wurde er wieder zurückgesetzt, was für ein Gefühl so einen Hecht wieder die Freiheit zu schenken :)

Und es geht weiter...!

In den letzten zehn Jahren fischte ich fast ausschließlich im Ausland, zum Teil an noch weniger bekannten Gewässern, es waren aber auch sehr populäre wie Cassien, Pusiano, Quidane, Geykenyes und einige andere oft in den diversen Medien vorkommende Seen dabei.
Die Erfolge waren wechselnd, ich erlebte wahre Sternstunden und musste genauso bittere Niederlagen erleiden! Zu einer Schottergrube entwickelte sich im Laufe der Jahre eine wahre Hassliebe, die ersten 2-3 Jahre konnte ich nicht einmal einen Biss verzeichnen, obwohl es wohl an die 100 Nächte waren die ich in der Zeit dort verbrachte. Die ersten Karpfen verabschiedeten sich dann allesamt in den vielen Hindernissen im See, und so dauerte es fast vier Jahre bis ich den ersten Spiegler fangen konnte! Es war kein bestimmter Fisch dem ich nachjagte, es gab und gibt eigentlich kaum Informationen von besonderen Karpfenfängen, die einheimischen Angler verlieren die meisten größeren ebenfalls in den Bäumen die beim Baggern einfach ins Wasser geworfen wurden, und die wenigen erwähnenswerten Karpfen die gefangen werden, landen oft im Kochtopf.
Zwar konnte ich in den folgenden Jahren doch den einen oder anderen größeren Fisch fangen, aber der Ausnahme- Wautzi war nicht dabei und irgendwie wuchs das Gewicht meines Wunschfisches, der mich für all das entschädigen sollte, mit jedem weiteren Jahr das ich dort verbrachte!



Letztes und auch dieses Jahr hatte ich ja wieder eine Lizenz in Österreich und da mich leider auch mein Beruf immer mehr von längeren Fahrten ins Ausland abhält, konnte ich heuer erst vier Tage mein persönliches Waterloo besuchen (natürlich erfolglos!!!)
Eine der Sachen die ich über dieses Gewässer gelernt habe, war die Tatsache das kurze Ansitze nicht sehr erfolgreich sind, meistens dauert es 4-5 Tage bis die Karpfen am Platz sind. Die Futtermenge die ich in den ersten zwei Tagen normalerweise versenke, ist sicherlich sehr hoch und selbstverständlich wurden von mir auch schon andere Taktiken versucht, da ich aber grundsätzlich ein Freund des Schüttens bin und sich der Erfolg mit ausreichend Zeit auch meistens einstellt, blieb und bleibe ich dieser Version auch auf diesem Gewässer treu!
Für Anfang August war ein zweiwöchiger Trip geplant, den ich aber aufgrund nicht enden wollender Arbeit schweren Herzens absagen musste!


Letzten Dienstag wars dann aber soweit, in einer Nachtschicht wurden montags alle dringenden Arbeiten erledigt, und gegen 18 Uhr stand ich endlich wieder am Ufer des Wassers, das mir schon so viel Kopfschmerzen bereitete.
Sechs Nächte hatte ich Zeit, zwar nicht viel, könnte aber reichen und so wurde erst mal ordentlich gefüttert, gut 30 Kilo Kugeln auf einem 50x100 Meter großen Streifen sollten erst mal reichen!
Die erste Nacht verbrachte ich bei Freunden, die wie immer sehr erstaunt waren das es Verrückte gibt die innerhalb weniger Minuten einen durchschnittlichen Monatslohn ins Wasser werfen, zum Glück kennen sie mich aber schon sehr lange und somit genieße ich wohl Narrenfreiheit!
Donnerstag fuhr ich mit dem Boot an meinen Platz, der Feldweg dorthin war aufgrund von vorangegangenen Regenfällen nicht befahrbar und die schlechten Wetterprognosen für die nächsten Tage trafen leider auch zu! Egal, Hauptsache endlich wieder hier!
Die ersten Tage gabs außer Regen, Sturm, einigen Brachsen, Aiteln und anderen ungewollten Beifängen keine besonderen Aufreger, täglich fütterte ich weitere 10 Kilo Kugeln nach und wartete auf den ersten „richtigen“ Biss!
Da ich in letzter Zeit sehr viel Futter verbraucht hatte, fand sich in meinem Lager keine ausreichende Menge gleicher Boilies, so mischte ich einfach mehrere Sorten, Zado-Maso, Birdy und auch einige Testmixe die mir Michael geschickt hatte. Als Köder kam aber wie bereits das ganze heurige Jahr auf alle Ruten ein Zado-Maso Popup!


Samstag Nacht holte mich dann endlich ein Dauerton aus dem Tiefschlaf und der Fisch zog auch noch Schnur von der Rolle, als ich ihm mit voller Motorkraft mit dem Boot entgegen fuhr! Grundsätzlich ein gutes Zeichen, nur lag diese Rute in sechs Meter Tiefe hinter einem seichten Plateau das mit Dreikantmuscheln verseucht ist! Schnur locker lassen wäre das Beste, nur beginnt rund 30 Meter weiter ein Unterwasserwald, ebenfalls mit Muscheln bewachsen, die Chancen waren denkbar schlecht, nur gibt’s hier trotz mehreren 100 Hektar kaum hindernisfreie Plätze!
Rund 50 Meter hinter meiner Boje verschwand dann auch wie befürchtet meine Hauptschnur in einem der Bäume, 35 Meter 50 Pfund Sufix- Schlagschnur hatte ich montiert, zuwenig, die geflochtene riss beim ersten Versuch sie frei zu bekommen! Der Ärger über diesen verlorenen, offenbar größeren Fisch war groß, gleichzeitig wünschte ich ihm aber das er den Haken schnell los wird!
Nach einer durchregneten Nacht schien Sonntags erstmals die Sonne, fünf Tage gefüttert, in der vorigen Nacht endlich der erste Karpfenbiss, all diese Umstände ließen mich kaum weiter als ein paar Meter von meinen Ruten weggehen! Gegen 18 Uhr dann endlich der nächste Biss, ein halbstarker Schuppi fand ohne Probleme den Weg ins Netz- Sie sind also wirklich da!!!
Die Nacht zum Montag, an dem ich leider heimfahren musste, war windstill, nebelig und zwei weitere Karpfen mussten Frischluft schnuppern!
Schon um 6 Uhr war Tagwache, und schweren Herzens begann ich mit dem zusammenpacken!



Es war weiterhin absolut windstill und der Nebel wurde immer dichter!
An allen Ruten wackelten regelmäßig die Spitzen, was auf Fische am Platz deutete aber ich musste tatsächlich heimfahren!!! Kurz nach sieben kam dann doch noch ein Biss und wieder nahm der Fisch Schnur als ich ihm schon entgegenfuhr! Hilft nichts, Bremse zu, die Sufix wird schon halten! Und sie hielt, doch leider fand auch dieser Karpfen den Weg in die Bäume, allerdings sah ich den Schlagschnurknoten schon aus dem Wasser kommen! Jetzt oder nie!!!
Nach einigen Entwirrarbeiten kam der Fisch wieder frei und danach begann ein herrlicher Drill im dichten Nebel und als der Spiegler im Netz war blieb ich einige Zeit sitzen und war einfach nur glücklich!!!




Als ich meine bessere Hälfte vorm Wegfahren wie immer fragte was ich fangen werde, meinte sie, es werden zwei mit knapp 20 Kilo und dann noch der eine wegen dem ich seit acht Jahren an dieses Wasser fahre, sehr optimistisch von ihr, der Spiegler im Netz war zwar keiner der vorher gesagten, aber in meiner persönlichen Wertigkeitsliste bekommt er eindeutig den ersten Platz!!!


LG- Schurl

P.S: Zwei Tage nach dem ich heimfahren musste, fing mein Freund der den Platz weiter befischte, einen Spiegler mit einem Gewicht von dem ich bisher nur geträumt hatte und stellte damit sogar einen neuen Landesrekord auf!!! Petri Mario!

Montag, 13. September 2010

The blood, the sweat, the SHAD

Manchmal läuft es einfach und dann kann man nur hoffen, dass es so weiter geht.
Natürlich rechnet man immer wieder damit, dass ein Schneider dem ganzen ein Ende bereitet. Egal man kann es ja nicht wirklich beeinflussen!
Man kann nur so oft wie es geht am Wasser sein und sein Glück versuchen.
Manchmal läuft es und dann wieder nicht und ich gestehe ich versuche dem ganzen so gut es geht immer einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Hör ich vom ultimativen Hechtköder ist er MEIN.
Und manchmal funktionieren sie ja wirklich....nicht immer und überall, aber an manchen Wasser kann man damit einfach Sternstunden erleben.
Einbildung, Tatsache oder einfach nur das Ausleben eines Peckers der besonderen Art.
Spaß macht es und es versüßt das Leben so ungemein.

So wurden nach der Arbeit die Gummis wieder durchs Wasser gezogen und die Stunden wurden mit einem spätabendlichen Esox belohnt.
Ein wilder Kerl der Mittelklasse der sich meinen kleinen Kopyto ganz vorsichtig schnappte und damit abhauen wollte.
Auch wenn mancher meint, dass ein Hecht kein starker Fisch ist und nicht einen Tanz auf Biegen und Brechen hinlegen....der tat es und wie er sich bitten ließ.
Bei der Heimfahrt wurde dann der Triumph noch mit Kollegen besprochen und da stellte sich heraus, dass ein Köder meiner Begierde mehr oder weniger ums Eck auf mich wartet. Der muss in meine Köderbox, mag kommen was will.
The Shad darf sich nun als Bewohner der Tiefen meiner Köderbox nennen.
Und so wie er funktioniert wird er auch seinen Meldezettel behalten dürfen und gegen weitere Zuwanderung wird kaum Einspruch erhoben, so lange er seine Arbeit macht.
Da ich mir gewisse Beißzeiten an bestimmten Plätzen einbilde wurden zum ersten Mal die Ufer im Ort abgefischt und schon mit Bleikopf wurde die kleine Gummiforelle immer wieder attackiert bis sie mit bösen Verletzungen schon fast den Dienst aufgeben musste.
Um das Absinken etwas zu verlangsamen wurde dann alles Gewicht über Bord geworfen und es ging ganz schwerelos ins Wasser. TOPIDEE!!!
Das langsame Absinken und das leise Zucken brachte den Erfolg und den sicheren Biss.
Der Biss war dann allerdings so gut, dass es beim Lösen kleinere Probleme gab und der Fisch sich an meinen Händen zu schaffen machte, Blut überall und die Lage schaute ganz nach dem Texas Chainsaw Massacre aus.
Die Lage entschärfte sich als die Beute entfernt war und keine Gefahr durch Drillinge und Zähne bestand.
Kurz vor der Abfahrt vergriff sich noch ein Halbstarker am Shad und ein Hecht der Torpedoklasse durfte in die Kamera lachen.


tight lines Chris